Sonntag, 4. März 2012

Die iPhone-Frage

Facebook weiß genau was ich will! Da will man den Chat schließen und landet zufällig auf der Seite eines dubiosen iPhone Verkäufers. Das muss Schicksal sein, oder?
Eher nicht, Facebook weiß nur, dass ein Großteil der Mädels in meinem Alter auf Schuhe, Taschen und eben auf das iphone steht; das nennt Facebook dann personalisierte Werbung.
Und trotzdem lässt es mich nicht kalt, weil das iPhone heute ungefähr das ist, was früher der Gameboy war. Den Gameboy gibt’s nicht mehr und es gibt auch niemanden mehr, der mir den Gameboy einfach so zu Weihnachten schenkt, weil ich irgendwann mal gesagt hab, dass der Gameboy von Anna so toll ist.

via
Der Gameboy von heute – das iPhone – ist nämlich vor allem Eines: Zu teuer.
Aber wir sind einfach immer noch ein bisschen Kind, wenn es darum geht etwas haben zu wollen, was andere auch haben und was vermeintlich toll ist.
Ich will halt selber wissen, ob es wirklich toll ist!
Und ich will nicht, dass meine Freunde mir keine SMS mehr schreiben, weil ich kein WhatsApp habe.

Nun studiere ich zwar „Medien“, aber ich bin trotzdem kein „Innovator“, der am Erscheinungstag vor dem Apple-Store übernachtet. Innovation - das lernt man in so einem Studium - ist ein individueller und sozialer Veränderungsprozess. Neben der echt unsympathischen Gruppe der Innovators, die eben nachts vor dem Apple-Store warten, gibt es also auch noch die Early Adopters (also Menschen, die sich halt in der Woche danach das Iphone holen) und die Early Majority (z.B. die Anna, die sich halt ein iPhone 4 kauft, obwohl es schon das 4S gibt). Ja und dann gibt’s da noch die Laggards, also die Nachzügler oder Trödler (das bin dann wohl ich!)
Ich bin absolut kein Apple-Gegner, und ich bin eigentlich auch niemand, der sich gegen den technischen Fortschritt stellt (das hat ja eh keinen Sinn). Aber ich hab einfach etwas gegen Gruppenzwang und Monopolisierung. Gut, dann dürfte ich auch nicht bei Google bloggen und müsste auch meine Facebook-Aktivitäten einstellen. Das Argument zählt also irgendwie doch nicht.

Aber ich mag es auch nicht, wenn sozusagen wegen meiner Nachfrage für mich produziert wird.
Ich mag gebrauchte Sachen - ich hab immer schon gebrauchte Handys gehabt, ich hab ein gebrauchtes MacBook und ich hab neuerdings gebrauchte Kopfhörer. Ich finds toll, wenn ich den Sachen noch einen Sinn geben kann, bevor sie bei jemand anderem im Schrank rumliegen oder sogar weggeworfen werden (und natürlich auch weil Second Hand einfach billiger ist).
Ich adoptiere quasi die vernachlässigten Gegenstände meiner Bekannten. Wenn jemand sein iPhone vernachlässigen sollte, wäre ich sofort bereit mich darum zu kümmern! ;-)
Es muss auch nicht unbedingt ein iPhone sein.
Aber dann gibt es da auch noch die Grundsatzfrage „SMARTPHONE“:
Ich will nicht überall erreichbar sein.
Ich will nicht überall über Facebook-Neuigkeiten benachrichtigt werden.
Ich will keine Angry-Birds-Sucht entwickeln und überall spielen müssen. (Dasselbe gilt auch für Monster Pet Shop, Anna ;D)
Aber: Ich will fortschrittlich leben.


Dann komme ich immer zu folgendem Fazit: Wenn das digitale Leben und das Internet mobil wird, dann wird zunächst einmal auch MEIN digitales Leben mobiler und damit wird dasselbe auch zur Gewohnheit. Ich muss mich nicht mehr AKTIV vor den Bildschirm setzen um zu surfen, ich kann mich einfach so nebenbei informieren und unterhalten. Fast wie beim Radiohören. Man entscheidet selbst, wie aufmerksam man rezipiert (das ist so ein Fremdwort für Medien nutzen :D).

Ihr denkt euch wahrscheinlich "Mensch Mädl, kauf dir halt einfach so ein Teil"
Aber so ist das, wenn man Medien und Kommunikation studiert; man will diese digitale Welt objektiv betrachten, kommt jedoch nicht umhin auch selbst ein Teil von ihr zu werden.

Wenn man Medien und Kommunikation studiert, hat man aber auch viele Vorteile: Man darf kostenlos ein Semester lang das iPad 2 testen und damit Teil eines Forschungsprojektes mit dem Namen "UniPad" sein. Ich vermute mal, dass die Aktion unseres Lehrstuhls, 50 iPads an uns Studenten zu verteilen, ohne den Support von Apple nicht möglich wäre.
Trotzdem freu ich mich darauf, diesen mobilen Wahn endlich (ohne dass mein Urlaubsbudget darunter leidet) austesten zu können und ich hoffe einfach, dass ich nicht hängen bleib oder dass ich dann wenigstens den Kauf eines iPhones rechtfertigen kann. ;)
Ich will schließlich nicht, dass meinen Kindern mal sowas passiert:



Das wars von mir und meiner Konsum-Krise.
Machts euch wenn möglich nicht so viele Gedanken über den Kauf eines Smartphones wie ich und kaufts einfach was ihr wollts, soll ja gut für die Wirtschaft sein ;-)!


4 Kommentare:

copy.cat hat gesagt…

Ich find deine Einstellung bezüglich der Nutzung alter Sachen & deren Mehrwert echt vorbildhaft! (: Davon sollten sich viele eine Scheibe abschneiden.

Heutzutage kann man sich vor den ganzen digitalen Neuigkeiten kaum mehr "verstecken" - aber ist ja auch interessant, was in den letzten 10-20 Jahren so geschaffen wurde. Ich persönlich würd' mir kein Iphone kaufen, weil ich die Handys mit Android wie HTC oder Samsung viel mehr mag - aber ist wohl Geschmacksache und wie du geschrieben hast, muss das jeder für sich wissen :D

LG

Natalia hat gesagt…

Ich finde die Nutzung alter Sachen auch sehr vorbildhaft ;) Aber auch da denke ich mir immer: Die Wirtschaft hat auch nichts davon. Also ist man entweder moralisch einwandfrei oder man fördert die Wirtschaft. Schwer das richtig auszuloten.
Ich würde mir weder ein iPhone noch ein sonstiges Smartphone kaufen. Ich finde es immer noch schön, keinen Zugang zum Internet zu haben, wenn ich irgendwo anders bin. Reicht ja schon, dass ich daheim ständig irgendwas im Internet benutze, brauche ich jetzt nicht auch noch in der Tram und im Park etc. :) Bin wohl eher ein Laggard.
Toller Blog!

Anna hat gesagt…

"wenn du kein iPhone hast, dann hast du kein iPhone" ;) <3

Andi hat gesagt…

Also eine Freundin von mir (die mich auch gefragt hat, was denn so ein Blog alles kann) hat mal gefragt: "Ab wann ist ein Handy ein Iphone?" ;D