Samstag, 17. März 2012

Stumme Filme

Ein Stummfilm über den Stummfilm.



Ja, diese Woche hab ich THE Artist angeschaut und ich muss sagen, dass mich der Film positiv überrascht hat. Meine Befürchtungen, ich könnte die Handlung nicht verstehen oder dass der Film irgendwie langweilig sei, wurden widerlegt. FAZIT: Die vielen Preise, die der Film bekommen hat, kann man den Machern durchaus vergönnen.
THE Artist ist einfach schön anzuschauen, er ist lustig (vor allem der Hund, der Chauffeur, die Klamotten, und und und...) und er nimmt einen mit in die 20er.
Verlässt man das Kino, verspürt man übrigens auch den Drang ebenso cool zu tanzen, wie die Protagonisten. Ich hab mir aber sagen lassen, dass das bei mir nicht so professionell aussieht. ;-)

Die Bandbreite an Unterhaltung, die THE Artist bietet, kommt im Trailer leider nicht ganz rüber. Klar, es ist ein Kunstfilm, aber er ist lang nicht so melodramatisch wie ich es wegen des Trailers vermutet habe. Er is lustig, schön, teilweise spannend aber eben vor allem komisch.


Meine Lieblingsszene war, als George Valentine (die Hauptfigur) einen Alptraum hat. George ist Stummfilmschauspieler, seine Existenz ist von der Entwicklung der Filmindustrie bedroht. In seinem Traum wird die Welt von THE Artist plötzlich laut, die Gegenstände sind nicht mehr stumm, die Geräusche, die sie in der Realität verursachen, werden plötzlich hörbar. Nur George kämpft mit dieser Verwandlung. Er hört sich selbst nicht schreien.
So ein Stummfilm wirkt im ersten Moment ziemlich verfremdend, dann gewöhnt man sich langsam an die tonlose Handlung, genießt die Musik und genau in diesem Moment kommt dann diese Szene in der man - ebenso wie George Valentin - aus dem kunstvollen Bewegtbild gerissen wird und diese furchtbar laute Welt wieder ertragen muss. Endgültig überzeut hat mich der Film aber in der Szene, als ich mir vor lauter Drama dann doch die Augen zugehalten hab und kurz darauf auf dem Bildschirm "PÄNG!" zu lesen war. Ein Schmunzelfilm einfach!

Mir ist außerdem aufgefallen, dass so ein Stummfilm meistens auch einige Vorteile hat:
1. Man muss sich nicht über die schlechte Synchronisation des Originals ärgern.
2. Es wird noch mehr Wert auf die Musik gelegt, weshalb diese ein wahrer Genuss ist.
3. Auch die Symbolik ist ausgeprägter, als bei einem Tonfilm.

Der Handlung von THE Artist kann man, wie gesagt, einfach folgen. Auch weil ab und zu Texte eingeblendet werden, die den gerade stattfindenden Dialog zusammenfassend wiedergeben. Man muss zwar zugeben, dass die Geschichte des Films im Grunde einfach eine Liebesgeschichte ist, aber dennoch wirkt der Film nicht flach, weil er eben durch die Atmosphäre eines Stummfilms in den 20er Jahren so anders ist.
The Artist ist schwer zu beschreiben, schaut ihn euch an, wenn ihr Lust auf einen entspannten, trotzdem spannenden und lustigen, etwas anderen Kinobesuch habt.

The Artist hat mich auch an einem meiner (französischen) Lieblingsfilme erinnert.
Er trägt den Namen "Schmetterling und Taucherglocke" und ist unglaublich schön aber auch sehr außergewöhnlich. Gewissermaßen auch ein Stummfilm; aber hier geht es eher ums "stumm sein". Genau gesagt, geht es um das "Locked in Syndrom".
Seit "Vincent will Meer" sind "Syndromfilme" glaub ich irgendwie in. In meinem vorletzen Kinofilm "Extrem laut und unglaublich nah" war die Hauptperson auch ein hochbegabter Junge, den man schon auf das Asperger Syndrom getestet hat und der mit seiner überdrehten Art den Film in meinen Augen ein bisschen versaut hat. Im Buch zum Film war der Junge namens Oskar zwar auch ziemlich besonders, aber nicht so "nervig". Egal.
Ich weiß nicht sorecht was ich von dieser Syndrombewegung in Kinofilmen halten soll, aber so lange die Filme an sich gut sind und die Krankheit nicht komplett für den Zweck der Unterhaltung missbraucht wird...Naja bei Schmetterling und Taucherglocke ist das eh nicht so. Der Film ist ziemlich traurig. Trotzdem ziemlich schön. Aber seht selbst!


In der Hoffnung, einige von euch für das alternative Kino begeistern zu können!

2 Kommentare:

Natalia hat gesagt…

Wie cool :) Ich wollte nicht über The Artist schreiben, dafür du ;) Die Peng-Stelle war wirklich der Hammer! :) Was mich stört ist, wie gesagt, die Tatsache, dass ich nicht reden kann :D Das fällt dann ja umso mehr auf! War ein bisschen eine Überwindung...

Vincent will Meer fand ich total toll! :) Deswegen schau mir glaub ich mir Schmetterling und Taucherglocke und Extrem Laut Und Unglaublich Nah auch mal an. :) Danke für den Tipp.

Schöner Blog! :)

Andi hat gesagt…

Dankeschön! :)